kleine Umstellung, große Wirkung

‚Und halbjährlich grüßt die Zeitumstellungsdebatte‘ möchte man fast sagen, wenn man jedesmal wieder die kleine Aufmerksamkeitsspanne der Öffentlichkeit sieht, die auch jetzt wieder angesichts der gestrigen Umstellung auf Normalzeit in Deutschland ein paar Tage andauert. Noch längst nicht bei jedem ist allerdings angekommen, dass diese Zeitumstellung inwzischen in ihren Auswirkungen gut und man möchte sagen, abschliessend, untersucht ist. Untersucht mit dem Fazit: nützt überhaupt nichts, schadet aber. Die Details kann man aktuellen Artikeln wie dem im Tagesspiegel entnehmen. Eine schöne Linkliste findet sich auch am Ende dieser Zusammenfassung der Piraten in Duisburg von 2011.

Ich gebe es zu, ich bin für die Abschaffung der Sommerzeit und unterstütze den dahingehenden Antrag der AG Zeitfeststellung der Piratenpartei an den Bundesparteitag in Bochum. Aber haben wir nicht eigentlich besseres zu tun? Ist es nicht eigentlich belanglos, wenn ein paar Leute mehr unter Jetlag leiden und ist es nicht eigentlich auch unterhaltsam, ab und zu mal an der Uhr zu drehen?

Nun, meine persönliche Motivation hat einen zusätzlichen ausschlaggebenden Punkt:

Die EU-weite Regelung der Sommerzeit ist für mich ein perfekter Prüfstein, ob und wie man Regelungen dieser EU überhaupt wieder rückgängig machen kann, wenn sie sich als falsch herausgestellt haben. Es ist dabei nur umso besser, dass es hier nur wenige intrinsische Anreize der EU-Gremien oder irgendwelcher großen Konzerne oder Oligopole gibt, denn damit ist es ein echter Prüstein für eine überflüssige Regelung, die im wesentlichen vorrangig die Bürger nervt. Gut, man könnte dafür fast ebensogut das berüchtigte Glühbirnenverbot nehmen, aber da liegt die Sache geringfügig anders, denn gegen Energiesparlampen hat ja an sich keiner was, nur das Verbot ist absurd.

Ich werbe hiermit also dafür, die Sommerzeitdebatte als ernsthaften Modell-Prozeß für die Rücknahme unsinniger Verordnungen der EU zu betrachten und auch gut zu dokumentieren. Bei der Debatte um ein Ausscheiden Griechenlands aus der EU haben wir gesehen, dass es für ein (auch gewolltes) Aussteigen aus der Euro-Zone offenbar gar keine Regelungen oder Prozesse gibt. In vielerlei Hinsicht ist die jetzige EU wie jemand der viel isst, aber nie auf Klo geht – verstopft. Gerade auch hinsichtlich der Subsidiarität benötigen wir besonders Regelungen dafür, dass und wie die EU Kompetenzen abgibt, nicht nur wie sie welche an sich bringt.  Wenn wir ernsthaft langfristig aus dem transnationalen Gebilde EU einen echten demokratischen europäischen Bundesstaat machen wollen, dann sollten wir all diese Dinge im vorhinein klären, und nicht wieder erst, wenn es zu spät ist.

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